Seit März bzw. April 2015 erinnern 1200 Stoffbinden an Bäumen in der Stadt Frankfurt an die Häftlinge des KZ-Adlerwerke. Die Binden wurden mit über 200 freiwilligen HelferInnen im Rahmen von drei Gedenkaktionen installiert. Schnell fiel den Frankfurter BürgerInnen die unübersehbare Installation am Museumsufer in Sachsenhausen, in der Innenstadt rund um die Zeil und im Gallusviertel, in dem sich auch das ehemalige KZ befand, auf. Da insgesamt 1600 Häftlinge im KZ-Adlerwerke interniert waren und für jeden von ihnen eine Stoffbinde zum Gedenken vorhanden ist, fehlten also noch 400 weitere Stoffbinden, die nun in den weiteren Gedenkaktionen installiert werden sollten.
320 dieser Stoffbinden wurden am Wochenende des 8. und 9. August 2015 mit rund 50 HelferInnen im Innenstadtbereich und am Mainufer installiert. Nach einer kleinen Einführung und einem gemeinsamen stillen Gedenken im Bernus-Gewölbe des Historischen Museums zogen die TeilnehmerInnen in Zweierteams jeweils am Samstag und auch Sonntag los, um sich dem aktiven Teil der Gedenkaktion zu widmen.
Am Samstag war die Gruppe leider dünn besetzt, da über die Hälfte der HelferInnen nicht gekommen waren. In Einzelfällen geschah dies wohl wegen einer terminlichen Verwechselung, die auf die Veranstalterin selbst zurückzuführen ist. An die geringe Anzahl von Leuten stellte sich deshalb eine große Aufgabe: Bei großer Hitze musste jedes Team nun fast die doppelte Anzahl von Stoffbinden auf der Zeil zu installieren. Bis auf einen letzten Abschnitt kurz vor dem Konstabler Markt gelang es jedoch Dank des unermüdlichen Einsatzes der 12-14 Freiwilligen rund 100 Stoffbinden zu installieren!
Zwar waren es dann am Sonntag etwa 35 HelferInnen, dabei aber auch deutlich mehr Bäume, nämlich etwa 220, die eine Stoffbinde erhalten sollten. Auch für dieses Vorhaben waren nicht alle angemeldeten Leute gekommen. Dankenswerterweise kamen spontan HelferInnen nochmal dazu, die am Samstag schon dabei waren. Und trotz der knappen Besetzung gelang es wirklich, das gesamte Mainufer von der Alten Brücke bis zur Friedensbrücke mit Stoffbinden zu versehen. Eine weitere Gruppe war zusätzlich auf der Zeil unterwegs, um die dort noch fehlenden Binden anzubringen. Besonders zum Ende hin entwickelte sich eine unglaubliche Dynamik in der Gruppe am Main: Den letzten Abschnitt mit schätzungsweise 40 Bäumen übernahmen rund 20 Leute, die bei den doch sehr schwülen Temperaturen großes Engagement zeigten. Das Bild spricht für diesen Moment! Es kam mir vor wie ein “Bäumchen wechsel dich”, immer wieder überholten sich die Teams, um an weitere Bäume zu gelangen. Materialien und Stoffbinden in passenden Größen wurden wurden hin und her getauscht, bis wir nach rund zweieinhalb Stunden die Gesamtinstallation wieder errichtet hatten.
In der Presse war die Darstellung der Zahlen der ganzen Installation eine große Herausforderung, das muss ich zugeben. Aber wer es denn genau wissen will: Am gesamten Wochenende wurden rund 320 Stoffbinden mit ca. 50 HelferInnen installiert. Die noch etwa 80 verbliebenen Binden sollen dann am 5. September 2015 im Rahmen der Ausstellung “Stadtlabor Gallus unterwegs” im Stadtteil Gallus installiert werden. Diese Gedenkaktion wird die sechste und letzte im Rahmen des Projektes #mittenunteruns sein.
Die Abschlussveranstaltung wird am 21. November 2015 im Historischen Museum stattfinden. Der Film “Mitten unter uns” soll dort erstmalig gezeigt werden. In Planung ist, auch Überlebende und Angehörige einzuladen. Eine feste Zusage gibt es dafür entgegen einer Pressemeldung noch nicht. Darüberhinaus wird es eine offizielle Übergabe von Stoffbinden an das Historische Museum geben, das die Binden als langfristigen Verweis auf das KZ-Adlerwerke und die Gedenkaktion in die Dauerausstellung aufnehmen möchte.
Weitere Bilder zu den Gedenkaktionen sind hier (Kategorie Aktionstage) und auf der Facebook-Seite.