Abschluss

Grußwort des Kulturdezernenten der Stadt Frankfurt am Main, Prof. Felix Semmelroth © Horacio Villalobos / Corbis 2015

Grußwort des Kulturdezernenten der Stadt Frankfurt am Main, Prof. Felix Semmelroth
© Horacio Villalobos / Corbis 2015

Am Samstag, dem 21. November 2015 fand die Abschlussveranstaltung im Historischen Museum statt. Die Veranstaltung wurde eingeleitet durch ein Klavierstück der Musikerin Nadja Jeliazkova, die eine eigene Komposition zum Thema KZ Adlerwerke / “Katzbach” spielte. Der stellvertretende Direktor des Historischen Museum, Dr. Wolfgang Cilleßen begrüßte zunächst die Gäste im Hause und berichtete über bisherige Projekte des Historischen Museums zum Thema Nationalsozialismus. Der Kultudezernent der Stadt Frankfurt, Prof. Dr. Felix Semmelroth schloss mit seinem Grußwort an. Im Zusammenhang mit den von der Stadt Frankfurt initierten Kunstprojekten, wies er auf die Bedeutung des Gedenkens im öffentlichen Raum hin. Gedenken müsse auch in der Öffentlichkeit wahrnehmbar sein und nicht nur in Vitrinen an die Geschehnisse des Nationalsozialismus erinnern. Der Generalkonsul der Republik Polen, Jan Sobzak übernahm das Wort. Im KZ Adlerwerke waren überwiegend Polen interniert, die im Warschauer Aufstand verhaftet wurden. Der Generalkonsul sah in den Gedenkaktionen der Stadt Frankfurt eine Annäherung und auch ein Zeichen der Versöhnung der Länder Polen und Deutschland.

Zeichnung von Zygmunt Swistak, Überlebender des KZ Adlwerwerke. © Horacio Villalobos / Corbis 2015

Zeichnung von Zygmunt Swistak, Überlebender des KZ Adlwerwerke. © Horacio Villalobos / Corbis 2015

Das Resümee der Künstlerin bezog sich zum einen darauf, dass sich durch die Kunstinstallation das Wissen um die Existenz des KZ Adlerwerke in der Frankfurter Bevölkerung verbreitet hat. Viele wussten bis zu den Gedenkaktionen nicht, dass es mitten in der Stadt ein Konzentrationslager gab. Die Stoffbinden waren sieben Monate lang fester Bestandteil des Stadtbildes und luden die Menschen ein, sich mit der Thematik und dem Gedenken intensiver zu befassen. Zum anderen war die Resonanz im Hinblick auf die Zerstörungen der Stoffbinden ein wichtiges Ergebnis des Projekts. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt reagierten mit Wut und Empörung auf die wiederholten Beschädigungen der Installation. Daraus entstand ein Zusammenhalt vieler Leute, die sich ohne einander zu kennen, gemeinsam für den Erhalt und die Pflege der Installation engagierten. Sie sammelten die Binden auf und befestigten sie behelfsmäßig. Andere nahmen die Gedenkbinden mit nach Hause, wuschen und reparierten sie, um sie dann wieder an den Bäumen zu befestigen. Somit bekam die hier gewählte Form des Gedenkens im öffentlichen Raum auch eine soziale und gesellschaftliche Bedeutung.

Zur Abschlussveranstaltung waren auch Überlebende und Angehörige von Opfern des KZ Adlerwerke eingeladen. Einige von ihnen konnten nicht mehr an der Veranstaltung teilnehmen. Zu ihnen gehört Zygmunt Swistak, der inzwischen über 90 Jahre alt ist und die Reise von seiner heutigen Heimat Australien nach Frankfurt nicht mehr antreten konnte. Er hat aus seiner Erinnerung Zeichnungen des Alltags im KZ angfertigt, von denen einige bei der Abschlussveranstaltung zu sehen waren. Ryszard Kojer überlebte das KZ Adlerwerke ebenfalls. Er ist inzwischen verstorben und war nach seiner Befreiung noch im Besitz seines Häftlingsmantels. Dieser befindet sich heute im Besitz der Gedenkstätte Mannheim Sandhofen.

Es gibt nur noch wenige Menschen, die über ihre Erlebnisse berichten können und auch wenige Erinnerungsstücke aus dieser Zeit. Daher sollte es über das temporäre Gedenken hinaus dennoch einen festen Ort des Gedenkens geben. Dafür eignet sich kein anderer Ort besser, als die Adlerwerke selbst. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen hat sich ein Förderverein gegründet. Der “Förderverein zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte ‘KZ-Katzbach’ in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main” hat sich zum Ziel gesetzt, eine Gedenkstätte zu errichten und auch an die Zwangsarbeiter, von denen es allein in Frankfurt rund 50.000 gab, die von 1939 bis 1945 ausgebeutet wurden.

Zur Erinnerung an die Gedenkaktion und den Fortbestand des Gedenkens erhielten Dr. Jan Sobzak, Generalkonsul der Republik Polen (Mitte) und Prof. Felix Semmelroth eine Stoffbinde © Horacio Villalobos / Corbis 2015

Zur Erinnerung an die Gedenkaktion und den Fortbestand des Gedenkens erhielten Dr. Jan Sobzak, Generalkonsul der Republik Polen (Mitte) und Prof. Felix Semmelroth eine Stoffbinde
© Horacio Villalobos / Corbis 2015

Um auch im Historischen Museum weiterhin an die Opfer des KZ Adlerwerke gedenken zu können, übergab Stefanie Grohs einige Stoffbinden an Dr. Wolfgang Cilleßen für die Sammlung des Museums. Es wurde dann der Dokumentarfilm über das Projekt gezeigt.

Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten verschiedene Gäste aus Polen von ihrer Verbindung zum KZ Adlerwerke und ihren Erlebnissen. Andrzej Branecki gehört zu den wenigen Überlebenden und kam im hohen Alter von 85 Jahren mit seinem Sohn Tadeusz Branecki nach Frankfurt. Hanna Gontarczyk und Jozefa Baranska kamen ebenfalls zur Abschlussveranstaltung. Ihr Vater, Czeslaw Gontarczyk wurde im KZ Adlwerke ermordet und ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beerdigt. Sie selbst waren als junge Mädchen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Danuta, die inzwischen verstorbenen ist, in Auschwitz interniert. Außerdem kam Prof. Aleksander Strasburger zur Abschlussveranstaltung. Er besuchte zum ersten Mal die Stadt Frankfurt, in der sein Vater Stanislaw Strasburger und sein Onkel Kasimierz Strasburger und zwei weitere Familienangehörige in “Katzbach” ermordet wurden.

Zeitzeugenberichte bei der Abschlussveranstaltung  © Horacio Villalobos / Corbis 2015

Zeitzeugenberichte bei der Abschlussveranstaltung
© Horacio Villalobos / Corbis 2015

Die Schilderungen der Zeitzeugen und ihrer Angehörigen waren bewegend und erschütternd. Andrzej Branecki berichtete über seine Zeit im KZ Adlerwerke und auch den Todesmarsch, den er mit wenigen anderen überlebte. Hanna Gontarczyk und ihre Schwester Jozefa Baranska erzählten von dem Moment, als sie ihren Vater Ceslaw Gontarczyk zum letzten Mal in Warschau sahen. Aleksander Strasburger berichtete von seinen  Eindrücken in der Stadt Frankfurt, die er zum ersten Mal besuchte.

Es ist wunderbar und dankenswert, dass Sie alle der Einladung der Stadt Frankfurt gefolgt sind, um an der Abschlussveranstaltung teilzunehmen.