Erneute Zerstörung der Installation
Am gestrigen Montag hat ein 61-jähriger Mann rund 120 Stoffbinden rund um den Eisernen Steg abgerissen. Dank diverser aufmerksamer MitbürgerInnen, die die Polizei informierten, konnte der Täter gefasst werden. Er ist der Polizei bereits wegen ähnlicher politisch rechts motivierter Straftaten bekannt, erklärte ein Polizeisprecher. Der Täter gab an, bereits zuvor Stoffbinden entfernt zu haben. Die Ermittlungen laufen derzeit noch. Der Täter wird sich wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verantworten müssen. (mehr …)
Gedenkaktionen am 8. und 9. August 2015
Seit März bzw. April 2015 erinnern 1200 Stoffbinden an Bäumen in der Stadt Frankfurt an die Häftlinge des KZ-Adlerwerke. Die Binden wurden mit über 200 freiwilligen HelferInnen im Rahmen von drei Gedenkaktionen installiert. Schnell fiel den Frankfurter BürgerInnen die unübersehbare Installation am Museumsufer in Sachsenhausen, in der Innenstadt rund um die Zeil und im Gallusviertel, in dem sich auch das ehemalige KZ befand, auf. Da insgesamt 1600 Häftlinge im KZ-Adlerwerke interniert waren und für jeden von ihnen eine Stoffbinde zum Gedenken vorhanden ist, fehlten also noch 400 weitere Stoffbinden, die nun in den weiteren Gedenkaktionen installiert werden sollten. (mehr …)
Fertig!
Die Stoffbinden mit Plänen und allem notwendigen Material für morgen sind gepackt!
71. Jahrestag des Warschauer Aufstands
Heute um 17 Uhr steht ganz Warschau für eine Minute still und die Sirenen heulen: Autos halten an, die Fahrer steigen aus. Auch Busse und Bahnen bleiben stehen. Die Menschen gedenken auf diese Weise derjenigen, die vor 71 Jahren die Freiheit für ihre Stadt erkämpfen wollten. Am 1. August begann der Warschauer Aufstand, der 63 Tage dauerte und von den Nazis niedergeschlagen wurde. Etwa 16.000 Soldaten und 200.000 Menschen aus der Zivilbevölkerung ließen dabei ihr Leben, eine sehr bittere Bilanz. Dieser Gedenktag unserer polnischen Nachbarn ist bislang immer noch wenig bekannt. Ebenso wenig wussten viele Menschen hier in Frankfurt nicht, dass der größte Teil der Männer, die im KZ-Adlerwerke interniert waren, Gefangene aus eben diesem Aufstand in Polen waren. Wir denken an sie! (mehr …)
Strafanzeige!
Das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main hat Strafanzeige beim Hessischen Landeskriminalamt wegen der vorsätzlichen Beschädigung des Kunstwerks gestellt. Auch das zuständige 8. Polizeirevier ist informiert. Wer sachdienliche Hinweise zu den Straftaten geben kann, möge sich bitte bei Kriminalhauptkommissar Achim Dünnhoff melden (Abteilung Staatsschutz – Rechtsextremismus), Tel: 069/755-54120 oder Geschäftszimmer Staatsschutz Tel: 069/755-5410. Das Aktenzeichen der Anzeige lautet: ST/0876419/2015. Beweismaterial aller Art (z.B. Zettel, Aufschriften) bitte unbedingt aufheben. Vielen Dank für Ihre / Eure Unterstützung!
Zerstörung von Stoffbinden
Das nun leider mehrfache geschehene und mutwillige Zerstören der Stoffbinden in diesem Ausmaß ist nicht mehr darauf zurückzuführen, dass hier jemand mit Unwissenheit in nächtlicher Spaßeslaune handelt oder gern ein Souvenir der Gedenkaktion hätte. (mehr …)
Spontane Aktion am Mainufer
Vermutlich am Mittwoch wurden am Mainufer in Höhe Holbeinsteg/Städel etwa 50 Stoffbinden ganz mutwillig von den Bäumen gerissen: Mit Messern oder Scheren wurden die Binden durchtrennt und blieben auf dem Boden liegen … unfassbar! Ein aufmerksamer Beobachter hatte sich im Kulturamt gemeldet und von den Ereignissen berichtet. Auch Alexander Eilender bemerkte heute früh die massive Zerstörung von Stoffbinden und tat seinen Unmut darüber via Twitter kund. In kürzester Zeit hatte sich innerhalb der Twittergemeinde ein Netzwerk gesponnen, das sich schnell einig war: Das kann nicht so bleiben! (mehr …)
Gedenkaktionen im August und September
Im März und April 2015 installierte Stefanie Grohs mit der Unterstützung von freiwilligen Helferinnen und Helfern etwa 1200 Stoffbinden an Bäumen in der Stadt Frankfurt am Main. Jede Stoffbinde erinnert an einen der ehemaligen Häftlinge des KZ Außenlager in den Adlerwerken in Frankfurt am Main. Zu sehen ist diese Installation noch bis Oktober 2015 am Museumsufer in Sachsenhausen, in der Innenstadt rund um die Zeil und im Gallusviertel, in dem sich auch das ehemalige KZ befand.
Nun werden in weiteren Aktionen im August und September 2015 noch 400 Stoffbinden an Bäumen angebracht, da insgesamt 1600 Häftlinge im Arbeitslager der Adlerwerke interniert waren. Bereits installierte und auch fehlende Stoffbinden werden durch Neue ersetzt. Symbolisch wird mit dieser Aktion auch die Austauschbarkeit der Häftlinge sichtbar: Wer unbrauchbar, krank oder tot war, wurde durch eine andere Person ersetzt.
Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.mittenunteruns.de/mitmachen/
Foto: ingohoehle.de
Jugendliche bei der Gedenkaktion
Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, auch Jugendliche in die Gedenkaktion #mittenunteruns zu integrieren, da eine Kooperation mit den städtischen Schulen leider nicht zustande kam. Zum Glück haben jedoch ein paar aufmerksame LehrerInnen über die Presse von dem Projekt erfahren und Ihre SchülerInnen informiert. Darüber hinaus hat erfreulicherweise Peter Frenzel, Mitglied des Leitungsteams der Jugendfeiergruppe des Freidenkerverbandes Frankfurt/Hessen, auch von den Gedenkaktionen erfahren und Kontakt zu mir aufgenommen. (mehr …)
Kunst_kontrovers
Gestern Abend fand im Vereinslokal des Atelier Frankfurt eine interessante Gesprächsrunde zum Thema Erinnerungskultur im öffentlichen Raum statt. Eingeladen zu diesem „Kunstsalon“ hatte Christian Kaufmann von der Evangelischen Akademie Frankfurt in Kooperation mit dem Atelier Frankfurt und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main. Die Veranstaltung widmete sich der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum unter folgender Fragestellung: Welche neuen (künstlerischen) Formen existieren hier? Aus welcher Perspektive geschieht Gedenken eigentlich in einer zunehmend interkulturell geprägten Gesellschaft? Wie ist der Umgang mit unbequemen oder missliebigen Mahnmalen?
(mehr …)
Fehlende Stoffbinden
Vor genau drei Monaten begann die Gedenkaktion MITTEN UNTER UNS zum Gedenken an die ehemaligen Häftlinge des KZ-Außenlagers Adlerwerke in Frankfurt am Main. Die blau-grau gestreiften Stoffbinden mit Namen oder Nummern sind im Gallus, am Museumsufer in Sachsenhausen auf dem Paulsplatz und auf der Zeil zu sehen. Die Binden, von denen jeweils eine für einen der ehemaligen Häftlinge steht, verschwinden jedoch seit geraumer Zeit aus dem Stadtbild. Dieser Vorgang ist kein geplanter Teil des Projekts gewesen. Nicht die Natur in Form von Sturm und Regen, sondern Menschen haben sich daran zu schaffen gemacht und zerstört, was ihnen nicht gefällt. An manchen Orten ist nur eine versuchte Entfernung zu beobachten und der Stoff hängt gelockert an den Bäumen. An anderen Orten liegen die Binden heruntergerissen am Boden und an weiteren Stellen fehlen sie gänzlich. (mehr …)
Einladung zu KUNST_KONTROVERS GEDENKEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
Am kommenden Mittwoch, 24. Juni 2015 findet um 19 Uhr im Atelier Frankfurt ein Gespräch zum Thema Gedenken im öffentlichen Raum statt. Dr. Ralph Fischer von der Evangelischen Akademie Frankfurt spricht über das Thema Gedenken und drei KünstlerInnen stellen ihre unterschiedlichen Projekte vor, die sich mit Gedenken im öffentlichen Raum befassen. Eingeladen sind Eugen El (Künstler, “Stele der Erinnerung”, Offenbach), Vadim Zakharov (Künstler, “Adorno Denkmal”, Frankfurt) und Stefanie Grohs (Künstlerin, “Mitten unter uns”, Frankfurt).
Weitere Informationen finden Sie hier.
Fotoblog 366mm von Carsten Peter
Der Fotograf Carsten Peter macht für seinen Fotoblog 366mm bei Streifzügen durch Frankfurt jeden Tag ein Schwarz/Weiß Foto. Kürzlich hat er dabei auch einen sehr schönen Moment von #mittenunteruns festgehalten. Zu sehen ist das Bild (und auch andere beeindruckende schwarz-weiß Bilder) in seinem Blog 366mm.photography.
Webseite “Warschauer Aufstand 1944″
Im Jahr 2014 wurde in Berlin die Ausstellung “Warschauer Aufstand 1944″ gezeigt. Sie wurde aus Anlass des 70. Jahrestages des Aufstandes in Kooperation der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin und dem Museum des Warschauer Aufstandes konzipiert. In diesem Kontext entstand eine wunderbare Webseite zur Ausstellung. Die gesamte Vorgeschichte der Entstehung des Warschauer Aufstands wird sehr eindringlich dargestellt. Neben vielen schockierenden Informationen und erschreckenden Momenten gibt es aber sehr schöne Bilder aus dem alten Warschau. Die Seite ist absolut sehens- und entdeckenswert!
Der Warschauer Aufstand
Die Tatsache, dass die meisten der in den Adlerwerken internierten Häftlinge aus Polen stammten und zum größten Teil zu den Aufständischen aus Warschau gehörte, ist wenig bekannt. Der Warschauer Aufstand (1944) ist die größte einzelne bewaffnete Erhebung im besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges und wird häufig mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto (1943) verwechselt. Der Warschauer Aufstand ging aus von der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa, kurz AK), die 1944 insgesamt rund 300.000 – 350.000 Mitglieder umfasste und von der polnischen Regierung aus dem Exil geleitet wurde. Beginn war der 1. August 1944 und galt den deutschen Besatzungstruppen. Während der 63-tägigen Dauer forderte der Aufstand schätzungsweise 150.000 bis 225.000 polnische Opfer, darunter viele Menschen aus der Zivilbevölkerung. Zurückzuführen ist diese hohe Zahl von Opfern auf zahlreiche Massenmorde, die die Deutschen an der polnischen Bevölkerung verübten. Angesichts der aussichtslosen Situation kapitulierte die AK am 3. Oktober 1944.
Der Warschauer Aufstand ist für die polnische Bevölkerung ein sehr wichtiges historisches Ereignis. Die Menschen, die im Aufstand ihr Leben verloren haben, werden in Polen bis heute als Helden gesehen. Am 1.August steht in Warschau jährlich für einen Moment alles still, Menschen, Fortbewegungsmittel uvm. und die Sirenen heulen zum Gedenken an dieses Ereignis. Es gibt in Warschau ein Denkmal, das an dieses historische Ereignis erinnert und das Museum des Warschauer Aufstands wurde ebenfalls anlässlich des Aufstands errichtet.
Das Foto zeigt eine Armbinde, die die Aufständischen am rechten Arm trugen. Das Kürzel steht für Wojsko Polskie (Polnische Streitkräfte).
Foto: Wikimedia Commons/Zu
Rückblende: Mai 2014
Vor einem Jahr wurde der Stoff für das Gedenkprojekt #mittenunteruns von der Firma Teias de Lona in Portugal hergestellt. Nach ca. zwei Wochen kamen per Spedition am 12. Mai 2014 dann 200 Meter Stoff in Frankfurt an! Dann arbeiteten insgesamt 15 Personen für neun Monate an der Erstellung der Stoffbinden.
Ich danke Euch!
Seit den ersten Gedenkaktionen sind nun einige Wochen vergangen und der Großteil der Arbeiten, die innerhalb der letzten Monate anfielen ist nun geschafft. Zahlreiche Menschen haben dieses Projekt tatkräftig unterstützt, ein großer Teil von ihnen auch ehrenamtlich. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.
Zunächst danke ich meiner Familie, die mich in vielerlei Hinsicht bei diesem Vorhaben unterstützt und großes Verständnis gezeigt hat! Ein Mitstreiter der ersten Stunde war Sébastien Daudin, der mich als guter Freund, Projektmanager und Webadministrator durch dieses Projekt begleitet hat. Danke dafür!
Das Kernteam
Sehr wichtig war mein Kernteam, das mich an den Aktionstagen ehrenamtlich unterstützt hat. Bei den anfallenden Räum-, Begrüßungs-, Verwaltungs- , Sortier- und Planungs- und Cateringaufgaben waren folgende Personen im März 2015 im Historischen Museum im Einsatz, fürden ich mich bei allen bedanken möchte: Gabrielle von Asmuth, Juliane Beckmanns, Sonja Clemente, Sébastien Daudin, Dirk Dräger, Brigitte Grohs, Jennifer Grohs, Natascha Kauder, Tanja Kessler, Volker Kramer, Melanie Luke, Sabine Soltau, Magdalena Steinhauser, Elina Stock und Thorsten Thiel. Im Vorfeld hat Jana Jung mit mir die Baumpläne überarbeitet und Anne Dullmaier, Nicola Netzer und Lucy Rogowsky haben rund 1200 Stoffbinden mit Plänen in blaue Tüten verpackt – vielen Dank dafür!
Mitten unter uns bei Facebook & Twitter
Mitten unter uns hat auch eine Facebook-Seite!
Schauen Sie auch auf Twitter nach #mittenunteruns und folgen Sie @mittenunteruns !
Andrzej Branecki / Artikel in der SZ
Andrzej Branecki gehört zu den wenigen Überlebenden des KZ-Adlerwerke. 1930 in Warschau geboren, trat er als Jugendlicher einer Pfadfinder-Organisation bei und engagierte sich in der Widerstandsbewegung des Warschauer Aufstandes gegen die deutschen Besatzer. Er wurde im September 1944 als ‘Bandit’ und von einem Sammellager aus mit einem Viehwaggon ins KZ Dachau gebracht. Von dort aus kam er zunächst in das Lager Mannheim-Sandhofen, wo er für Daimler-Benz arbeiten musste. Im Dezember 1944 wurde er in das KZ Buchenwald und im Januar 1945 zur Zwangsarbeit in die das KZ Außenlager Adlerwerke nach Frankfurt am Main gebracht.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 29. April 2015 über Andrzej Branecki. Den Artikel finden Sie hier: Link.
Zwei Balkone – Zeitzeugen berichten
In der NS-Zeit forderte die Leitung der damaligen Adlerwerke in Frankfurt Zwangsarbeiter für ihre Rüstungsproduktion und ließ auf ihrem Gelände das Konzentrationslager (KZ) mit dem Decknamen “Katzbach” errichten. Im Film des Regisseurs deutsch-polnischen Regisseurs Andrzej Falber sind dessen zwei Balkone in Warschau und Frankfurt Ausgangspunkt der Dreharbeiten. Unterhalb des ersten Balkons wurden nach dem Warschauer Aufstand Menschen zum Zwangsarbeitseinsatz in Deutschland zusammengetrieben. Der andere Balkon liegt in unmittelbarer Nähe eines Einsatzortes tausender Zwangsarbeiter, nämlich bei den ehemaligen Frankfurter Adlerwerken. Der Film schildert anhand von Zeitzeugenberichten den Warschauer Aufstand und die “Vernichtung durch Arbeit” in den Adlerwerken.
In dem Dokumentarfilm berichten die vier Überlebenden Andrzej Branecki, Wladyslaw Jarocki, Jan Kozlowski und Ryszard Olek in sehr bewegender Weise von ihren Erlebnissen im KZ-Adlerwerke. Auch Zbigniew Bialczyk, der Sohn von Stanislaw Bialczyk erzählt davon, wie er nach über fünfzig Jahren endlich erfuhr, was mit seinem Vater im Zweiten Weltkrieg geschehen war.
Der Film ist erhältlich über die Claudy Stiftung, Herrn Friedrich Radenbach, Tel. 069/459368 oder über das Medienzentrum Frankfurt, Ostbahnhofstraße 13, 60314 Frankfurt am Main
Zwei Balkone, Dokumentarfilm, Warschau/Frankfurt 2004, D/PL, 45 Min., Regie und Drehbuch: Andrzej Falber, Kamera: Andrzey Koszyk, Produktion: Claudy Stiftung.
Gedenkaktion am Paulsplatz
Seit dem letzten Wochenende hängen auch am Paulsplatz Stoffbinden zum Gedenken an die ehemaligen Häftlinge des KZ-Außenlagers Adlerwerke. Mit insgesamt 20 HerlferInnen haben wir 43 Stoffbinden installiert. Vielen Dank an die Freiwillgen! Im Anschluss an die Aktion gab es wieder einen abschließenden Austausch, der dieses Mal im Bernusgewölbe im Historischen Museum stattfand. Mit dabei waren Anna Chrzanowska und Hartmut Weinert, die uns viele Informationen über den Warschauer Aufstand gaben. Die meisten der in den Adlerwerken internierten Häftlinge aus Polen kamen aus dem Warschauer Aufstand in Polen. Frau Chrzanowska kommt ursprünglich aus Warschau. (mehr …)
Stefanie Grohs zu Gast im “Gallusfenster”/ RadioX
Am Dienstag, den 14. April 2015 war Stefanie Grohs zu Gast in Winfried Beckers Radiosendung “Gallusfenster” auf RadioX.
Der Golub-Lebedenko-Platz
Auch am Golub-Lebedenko-Platz wurden im Rahmen der Gedenkaktionen Stoffbinden installiert. Der Platz befindet sich schräg gegenüber der Adlerwerke und hat eine Geschichte: Zwei Häftlinge wurden dort bei einem Fluchtversuch erschossen. Dem 19-jährigen Adam Golub und dem 21-jährigen Georgi Lebedenko gelang kurz vor der Evakuierung des Lagers die Flucht. Sie konnten sich zunächst in einem Kohlenkeller in der Lahnstraße verstecken, wurden aber verraten. Von der SS wurden sie auf den Platz Ecke Lahnstraße/Kriegstraße getrieben und dort öffentlich erschossen. Der Platz wurde 1998 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in “Golub-Lebedenko-Platz” umbenannt. (mehr …)
Stoffbinde gefunden?
An manchen Stellen fehlen leider inzwischen ein paar Stoffbinden. Demnächst folgt zu diesen Reaktionen aus der Bevölkerung hier ein Bericht. Vorab aber schon mal eine Bitte: Wer eine von fremder Hand entfernte Stoffbinde findet, der darf sie gerne in einer dieser Institutionen abgeben, so dass sie ggfs. repariert und wieder installiert werden kann. Vielen Dank!
Historisches Museum Frankfurt, Fahrtor 2, 60311 Frankfurt
Gallus Theater, Kleyerstr.15, 60326 Frankfurt
In Our Midst / Wśród nas
On the official Website you´ll find a description of the project in Polish. Since today it is also available in English! You will find it here. Thanks a lot Hella Heid!
Na oficjalnej stronie internetowej znajduje się także opis projektu w języku polskim. Od dzisiaj udostępniony jest również opis w języku angielskim!
Auf der offiziellen Webseite gibt es auch eine Projektbeschreibung in polnischer Sprache. Seit heute steht sie auch in englischer Sprache zur Verfügung!
Vertiefende Literatur: Wir lebten und schliefen zwischen den Toten
Seit Mitte der 80er Jahre beschäftigen sich bereits Ernst Kaiser und Michael Knorn mit der Thematik. Was einst als Projekt gemeinsam mit SchülerInnen begann, resultierte in der umfangreichen und langjährig recherchierten Publikation „Wir lebten und schliefen zwischen den Toten.“, Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Vernichtung in den Frankfurter Adlerwerken. Die Erstveröffentlichung im Jahr 1994 trug maßgeblich dazu bei, die Tatsachen über die Existenz die Geschehnisse KZ-Adlerwerke aufzudecken. Ohne die Forschungsarbeit der Autoren gäbe es keine fundierte Wissensgrundlage über die Geschehnisse. Man findet im Buch zahlreiche Aussagen von ehemaligen Häftlingen. Die Autoren haben sie durch viele persönliche Gespräche, aus Vernehmungsprotokollen oder auch mit Hilfe von Aufzeichnungen der Überlebenden, in ihrer Publikation verankert. Beispielsweise verfassten Dr. Ryszard Kojer und Zygmunt Kaszmarski auf der Grundlage von geretteten Tagebuchaufzeichnungen eine detaillierte Schilderung der Erlebnisse im KZ der Adlerwerke. Diese Berichte sind von unschätzbarem Wert, denn sie ermöglichen uns heute eine Rekonstruktion des Terroralltags, dem die Häftlinge ausgesetzt waren.
Buchtitel: Kaiser, Ernst und Knorn, Michael: Wir lebten und schliefen zwischen den Toten. Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Vernichtung in den Frankfurter Adlerwerken, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage 2011, Campus-Verlag Frankfurt/New York
Es ist über das Internet oder über den Verein LAGG, Initiative gegen das Vergessen, erhältlich. Kontakt über lotharreininger(at)web.de .
Der Verein LAGG: eine Initiative gegen das Vergessen
Viele von Ihnen fragten nach einer Möglichkeit, sich intensiver mit dem “KZ-Außenlager Adlerwerke” zu beschäftigen oder sich auch aktiv zu engagieren. Der Verein LAGG e.V., Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim setzt sich im Rahmen seiner 1996 gegründeten Initiative gegen das Vergessen mit der Thematik des KZs-Adlerwerke und den ehemaligen Häftlingen auseinander. Beispielsweise gab es 1993 im Rahmen einer Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof in Anwesenheit von Überlebenden eine Kranzniederlegung; ebenso wurde eine Gedenktafel am damaligen Werksgebäude der Adlerwerke angebracht. Der LAGG setzte sich auch für Entschädigungszahlungen an die Überlebenden durch die Dresdner Bank ein, die als Anteilseigner vom Einsatz der kostengünstigen KZ-Häftlinge profitierte. 1997 wurde auf die Initiative des LAGG ein Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof niedergelegt, erneut im Beisein von Überlebenden. Auch dem Verein zu verdanken ist es, dass der Platz gegenüber der Adlerwerke nach zwei ehemaligen Häftlingen benannt wurde, die im Rahmen ihrer Fluchtversuche erschossen worden waren: Nach Adam Golub und Georgi Lebedenko wurde der Ort Golub-Lebedenko-Platz benannt. 2003 entstand die Webseite www.kz-adlerwerke.de, auf der der Verein seine Erfahrungen und viel Hintergrundwissen zum Thema darstellt. Hier findet man z.B. Aussagen der Überlebenden, Information über die Verantwortlichen oder auch bisherige Gedenkaktionen und de Forderung nach einer Gedenkstätte.
Ein großer Dank an Lothar Reininger, der als einer der letzen Betriebsräte der damaligen Adlerwerke die Initiative mitbegründete und auch im Rahmen von #mittenunteruns eine große Unterstützung war. Herr Reininger war auch der Installation der Stoffbinden am Golub-Lebendenko-Platz beteiligt; darüber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.
Literatur: Die letzten Zeugen
Die Autorin Joanna de Vincenz (geb. Skibinska) führte im Jahr 2005 Interviews mit den Überlebenden Andrzej Branecki, Wladyslaw Jarocki, Kajetan Kosinski, Jan Kozlowski, Ryszard Olek und Zygmunt Swistak. In den eindrucksvollen Gesprächen erinnern sich die sechs Männer an ihre sehr unterschiedlichen Lebenswege, denen sie im Warschauer Aufstand und nach ihrer Befreiung folgten. Kaum ein Unterschied ist jedoch in der Schilderung über die Zeit im Außenlager Adlerwerke wahrzunehmen. Zbigniew Bialczyk berichtet als Sohn des im Gemeinschaftsgrab der Ermordeten aus dem KZ-Adlerwerke ruhenden Vaters Stanislaw Bialczyk. Seine Familie und er versuchten sehr lange, den Verbleib des Vaters aufzuklären.
Die Publikation zeigt auch die Umstände, unter denen die meisten der Häftlinge in das KZ der Adlerwerke gelangten: Sie waren aus Polen und Teilnehmer des Warschauer Aufstands. Kurz vor ihrer Inhaftierung kämpften sie noch im Untergrund voller Hoffnung für ihr Land und gegen die Nazis, doch der Aufstand scheiterte im Oktober 1944. Somit waren die Männer plötzlich mit dem nackten Überleben in einem Konzentrationslager konfrontiert.
De Vincenz, Johanna (geb. Skibinska): „Die letzten Zeugen, Gespräche mit Überlebenden des KZ-Außenlagers “Katzbach” in den Adlerwerken Frankfurt/Main“, CoCon Verlag Hanau/Claudy-Stiftung (Hrsg.), 2005
Das Buch können Sie hier bestellen.