Rückblende

Stefanie Grohs mit dem Kulturdezernenten Prof. Felix Semmelroth

© Nicola Netzer

Vor einer Woche wurde das Projekt MITTEN UNTER UNS im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Hier bringt der Kulturdezernent Prof. Felix Semmelroth zusammen mit Stefanie Grohs die erste Stoffbinde an.

 

 

Programmtipp im hr fernsehen

Am Donnerstag, den 26. März 2015 berichtet um 22.45 Uhr “Hauptsache Kultur” über das KZ-Außenlager Adlerwerke und das Projekt Mitten unter uns.

Info auf HR online

Wiederholung: Freitag, 4:50 Uhr und Sonntag, 9:45 Uhr

Die Aktionstage

Museumsufer_Eiserner StegAm 21. und 22. März 2015 haben wir mit insgesamt 200 TeilnehmerInnen und einer Gruppe von etwa 40 SchülerInnen rund 1200 Stoffbinden in Frankfurt an Bäumen installiert.

Wir danken den zahlreichen HelferInnen, die uns bei diesen kalten Temperaturen unterstützt haben, dass dieses Vorhaben umgesetzt werden konnte.

Zu sehen sind die Stoffbinden am Museumsufer in Sachsenhausen, an der Hauptwache, der Zeil und an der Konstablerwache. Da sich der Gebäudekomplex der ehemaligen Adlerwerke im Gallusviertel befindet, sind auch dort an der Mainzer Landstraße und am Golub-Lebedenko-Platz Stoffbinden zum Gedenken angebracht.

Foto: Stefanie Grohs

Weitere Veranstaltungen zum Gedenken / Termine

Adlerwerke um 1935/40 (Abb. 9)Im März 2015 jährt sich die Evakuierung des KZ-Außenlagers Adlerwerke zum 70. Mal.

Ab Mitte März begann die Evakuierung der Häftlinge: Am 13. März 1945 wurden etwa 500 Häftlinge in Güterwaggons zum Abtransport nach Bergen-Belsen eingeschlossen. Die Kranken und Sterbenden waren drei Tage eingeschlossen, bevor sich der Zug überhaupt in Bewegung setzte und erst am 23. März 1945 mit etwa acht Überlebenden sein Ziel, erreichte.

Die in den Adlerwerken verbliebenen rund 400 Häftlinge wurden am 24. März 1945 in einem brutalen Fußmarsch nach Hünfeld bei Fulda getrieben. Viele von ihnen legten sich ob ihrer Kraftlosigkeit an den Straßenrand und erwarteten ihre Erschießung. Von dort aus brachten Güterwaggons die Überlebenden in das KZ Buchenwald.

Nach einem weiteren Marsch erreichten knapp 40 Gefangene das KZ Dachau. Zwei Tage später, am 29. April 1945 wurden sie von der US-Armee befreit.

Zum Gedenken an diese Ereignisse sind in der kommenden Woche einige Veranstaltungen geplant:

Frankfurt, Dienstag, 24. März 2015
16.30 Uhr
Stadtteilrundgang nach Erinnerungen des Autors und Zeitzeugen Hans Frick (Geschichtswerkstatt Gallus)
Anmeldung für Stadtteilrundgang bei Thomas Sock, Telefon 069-731133 oder email: ov.gallus@awo-frankfurt.de.

18.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung der Gedenkstätte KZ-Natzweiler “Freiheit so nah so fern” über das System der Außenlager des KZ Natzweiler, Foyer des Gallus Theaters, Kleyerstr. 15, 60326 Frankfurt

19.00 Uhr
Gedenkveranstaltung KZ-Katzbach Adlerwerke, Lesung von Texten von Michael Knorn und Ernst Kaiser mit musikalischer Begleitung von Beate Jatzkowski und anschließende Diskussion, Theatersaal des Gallus Theaters, Kleyerstr. 15, 60326 Frankfurt

Maintal-Dörnigheim, Mittwoch, 25. März 2015
19 Uhr Lesung „Weil der Krieg unsere Seelen frisst: Wie die blinden Flecken der Vergangenheit bis heute nachwirken“ – mit der Autorin Hilke Lorenz im Ev. Gemeindezentrum

Frankfurt, Donnerstag, 26. März 2015
17 Uhr Gedenk- und Informationsveranstaltung (Claudy-Stiftung & IGDV-Gedenkstätten-Initiative), Weilburgerstr. 24 / EVG-Gebäude, 60326 Frankfurt
u. a. Filmvorführung „Zwei Balkone“

Gelnhausen, Freitag, 27. März 2015
16 Uhr Gelnhausen Obermarkt, Beginn des Ökumenischen Kreuzwegs zur Kollektiven Performance

Gelnhausen, Main-Kinzig-Forum
27.3. – 27.4. 2015 Ausstellung zur Arbeit des Suchdienstes des Internationalen Roten Kreuzes

Geschafft! – Daaanke!

10750198_934690589909165_3659494204250286467_oDie knapp 100 Tüten mit den Stoffbinden für die Helferteams am Wochenende sind gepackt! Ich bedanke mich bei Lucy, Nicola, Anne und Dirk für die Packhilfe – wir waren ein gutes Team!

Foto: Stefanie Grohs

6,5 Kilometer Kordelschnur

6,5 Kilometer Kordelschnur für das kommende Wochenende … Danke an Herrn Coenen!

10548160_933535620024662_959802053486463001_oFoto: Stefanie Grohs

Seit heute über 230 Anmeldungen!

Diese Resonanz ist wirklich toll! Ganz herzlichen Dank an alle, die im März 2015 bei der Installation der Stoffbinden helfen werden!

11025247_927683827276508_1473689930648611832_oHier im Bild sieht man mich bei einer Probehängung am Golub-Lebedenko-Platz, schräg gegenüber der Adlerwerke.

Dieser Platz hat eine Geschichte: Wenige Tage vor Kriegsende flohen zwei Häftlinge aus dem KZ-Adlerwerke: der 19-jährige Adam Golub und der 21-jährige Georgij Lebedenko. Ihre Fluchversuche scheiterten und beide wurden auf offener Straße an der Ecke Lahnstraße/Kriegkstraße erschossen.

Nach einer Forderung des LAGG und IGV wurde der bisher namenlose Platz, an dem die Häftlinge erschossen wurden, im März 1998 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in “Golub-Lebedenko-Platz” umbenannt.

Quelle: http://kz-adlerwerke.de/de/orte/golub-lebedenko-platz/einleitung.html
Foto: Joanna De Vincenz

 

Nummer 107505: Stanislaw Bialczyk

Im Konzentrationslager der Adlerwerke wurde er dermaßen schikaniert, dass er dort nur bis zum 30. November 1944 am Leben blieb.

10987579_916488821729342_7692275093786813770_nDiese Aussage stammt von Zbigniew Bialczyk über seinen Vater Stanislaw Bialczyk, der im September 1944 von Dachau in das KZ Adlerwerke deportiert wurde, wo er nur noch knapp zwei Monate lebte. Zbigniew Bialczyk und seiner Mutter gelang es damals, aus einem Transport nach Dachau zu fliehen und beide überlebten. 55 Jahre lang wusste Zbigniew Bialczyk nicht, was mit seinem Vater geschehen war. Er erfuhr erst durch ein Treffen mit anderen Überlebenden in Frankfurt vom Schicksal seines Vaters. Stanislaw Bialczyk ist mit 518 anderen Ermordeten im Sammelgrab auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main beerdigt. Zbigniew Bialczyk ist inzwischen verstorben, aber seine Ehefrau Irena und seine Tochter Beata Nowak haben mir im Januar 2015 den folgenden Brief geschrieben.

 

Sehr geehrte Frau Stefanie,
Ihr Brief hat uns sehr bewegt. Der von Ihnen gemachte Vorschlag ist eine sehr schöne Idee, unserem Großvater und Schwiegervater sowie allen anderen, die in den Adlerwerken ums Leben gekommen sind, zu gedenken.
Wir unterstützen von ganzen Herzen Ihr wunderbares Projekt. Wir bitten Sie darum und stimmen gleichzeitig zu, den Namen Stanislaw Białczyk auf einer Stoffbinde zu platzieren. Ebenfalls stimmen wir zu, die vollständigen Informationen über unseren verstorbenen Großvater und Schwiegervater Stanislaus Białczyk auf der Website über das Projekt zu veröffentlichen. Sein Bild ist beigefügt.
Stanislaw Białczyk wurde am 20. März 1898 in Warschau geboren. Am 12.09.1944 brachten ihn die Deutschen ins Konzentrationslager in Dachau, wo er die Nummer 107505 erhalten hat. Aus Dachau wurde am 27.09.1944 in das Lager Natzweiler-Adlerwerke überführt und erhielt die Nummer 36631. Er starb im Lager am 30.11.1944.
Wir danken Ihnen und allen, die immer noch daran denken und sich mit unseren Nächsten befassen, unseren verstorbenen Großeltern, Schwiegereltern, Ehemänner und all jene, die ihr Leben für unsere bessere Zukunft geopfert haben.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute, Gesundheit im neuen Jahr 2015 und dem Erfolg des edlen und schönen Projektes Adlerwerke. Wenn Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen großen Respekt für Sie und für Ihre Lieben,
Irena Białczyk
Beata Nowak aus dem Hause Białczyk

Foto: Irena Białczyk und Beata Nowak

1400 Stoffbinden sind fertig

1400_Binden_fertigIn den letzten neun Monaten haben 28 fleißige Hände geholfen, die Stoffbinden herzustellen. Angefangen beim mühsamen Zerschneiden der vier riesigen 50-Meter Stoffrollen, sind es pro Stoffstreifen mindestens zwölf weitere Handgriffe, bis eine Binde fertig ist.

Kaum zu glauben, dass wir nun fast fertig sind! Die letzten 200 Stück schaffen wir auch noch … Ein großes Dankeschön schon einmal an alle Helfer!

Foto: Stefanie Grohs

Post aus Australien

Ein weiterer Überlebender hat sich bei mir gemeldet: Zygmunt Swistak, der heute in Australien lebt und zu den wenigen Männern gehört, die das KZ-Adlerwerke überlebt haben. Er ist kürzlich 90 Jahre (!) alt geworden und hat mir auf meinen Brief per E-Mail geantwortet! In seinem Brief bat er mich, nicht nur seinen Namen, sondern auch den seines Bruders Tadeusz und seines Vaters Florian auf einer Stoffbinde anzubringen. Er wünscht sich immer noch ein kleines “Gedächtnis-Museum”, damit nicht Vergessenheit gerät, was damals in den Adlerwerken geschah. Er hat sich u.a. mit Friedrich Radenbach von der Claudy Stiftung dafür eingesetzt, dass eine Gedenkstätte in den Räumlichkeiten der Adlerwerke eingerichtet wird. Leider gelang dies bis heute nicht.

Er schreibt:

Vielen herzlichen Dank für den Brief, dessen Inhalt ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für mich ist. (…) Im letzten September sind 90 Jahre seit meinem Geburt vergangen. Deshalb freue ich mich enorm, dass dank Ihnen, die Erinnerung an meine Familie, meine Kollegen und 1600 Mitgefangenen noch nicht verloren geht. (…) Dieses Projekt ist meiner Meinung nach großartig. Die Idee ist fantastisch. Jeder Passant wird irgendeine psychische Bedeutung der schweigenden Bäume im Sträflingsanzug eines Häftlings verspüren.
Mein Bruder, Tadeusz Swistak, liegt auf dem Frankfurter Friedhof, in einem Massengrab der 530 Warschauer. Mein Vater, Florian Swistak, und ein Freund von AK (Armia Krajowa, Landesarmee) sind während des Todesmarschs in das KL Buchenwald umgekommen.
Zur Ihrer Frage, was für mich wichtig wäre: Für mich ist es sehr wichtig, die Tatsache zu betonen, dass das Konzentrationslager Katzbach speziell für Warschauer Aufständische von besonderen SS-Einheiten unter dem Befehl der Generalstab der deutschen Armee SS gegründet worden war. Von Warschau wurden 3600 Warschauer am 12.09.1944 in das Konzentrationslager in Dachau befördert. Von Dachau kamen 1000 Männer nach Frankfurt/Main, in die Adlerwerke, in das noch nicht fertige Konzentrationslager “Katzbach”. Die Hauptaufgabe war es, uns in sadistischer Weise zu ermorden.

Obwohl seine Worte auch sehr bedrückend sind, freue ich mich über seine Zeilen und bin voller Ehrfurcht, dass er mir geantwortet hat. Und es bestätigt mir, wofür all diese Arbeit gut ist. Danke, Zygmunt Swistak!

Foto: Zygmunt Swistak, Jugendfoto

Jugendbild Zygmunt Swistak

Post aus Warschau

Im November bekam ich einen Antwortbrief des Überlebenden Andrzej Branecki. Er hat in seinem Brief darum gebeten, dass auch sein Name auf einer Stoffbinde angebracht wird. Auch ist es sein Wunsch, dass die Namen von sieben weiteren Kameraden, die bis auf einen leider schon verstorben sind, genannt werden. Seine Bitte und die weiteren Schilderungen haben mich sehr berührt.

Er schreibt:

Bedauerlicherweise hatten wir nicht in den Schlafkammern übernachtet, sondern in einer Fabrikhalle im dritten Stock. Diese Halle hatte Fenster ohne Scheiben und nicht auf jeder Pritsche lag ein Strohsack. Außer Kälte, Hunger, Krankheiten, Hygienemängel, stachen uns nicht hunderte sondern tausende von Läusen. Dazu noch dieser Lagerältester „Bobi“- ein Gefangener mit einem grünen Dreieck, dem Symbol eines Diebs oder eines Banditen. Er war ein Sadist, der uns mit allen was ihm in die Hände fiel, schlug: einem Brett, einem Stock oder einem Kabel.
Im Lager gab es sicherlich mehr als 1600 Gefangene, da der Gefangenenstand kontinuierlich aufgestockt wurde. Auch ich wurde so um den 25. Januar 1945 aus dem KZ Buchenwald hierhin mit anderen c.a. 400 Gefangenen transportiert. Ich traf hier ein paar andere Kollegen, die nach Frankfurt Katzbach direkt aus dem KZ Dachau kamen und mit mir im September 1944 nach KZ Dachau kamen.
Dies war das schwerste, fürchterliche und schlimmste Arbeitskommando, das ich erlebt habe.
Noch schwerer erlebte ich meinen ersten Todesmarsch von Frankfurt nach Buchenwald. Frankfurt verließen ca. 1000 Gefangene und es sind ca. 350 in Buchenwald angekommen. Der Rest wurde auf dem Weg mit einem Kopfschuss erschossen.

Herr Branecki ist einverstanden, dass ich hier auf der Webseite über ihn und seinen Brief berichte.

Foto: Stefanie Grohs

Brief von Andrzej Branecki

Frankfurter Ateliertage

Das Projekt wurde am vergangenen Wochenende im Rahmen der Ateliertage von Stefanie Grohs präsentiert. Es kamen viele Besucher, mit denen interessante Gespräche über das Vorhaben entstanden. Wir danken den zahlreichen Besuchern, von denen sich bereits einige für den Aktionstag angemeldet haben.

Foto: Stefanie Grohs

Projektvorstellung

Am Wochenende des 22. und 23. Novembers wird das Projekt “Mitten unter uns” im Rahmen der Frankfurter Ateliertage vorgestellt. Stefanie Grohs wird in ihrem ehemaligen Atelier in der Ostparkstraße sein. Man kann ihr bei der Projektarbeit zuschauen und sie wird für Fragen der Besucher zur Verfügung stehen. An beiden Tagen gibt es jeweils um 15 und 17 Uhr eine Einführung.

Ostparkstraße 47-492014-08-02 13.43.08
60385 Frankfurt am Main

Samstag, den 22. November 2014: 14 bis 20 Uhr
Sonntag, den 23. November 2014: 12 bis 18 Uhr

Weitere Informationen zu den Ateliertagen finden Sie hier.

Foto: Stefanie Grohs