Am vergangenen Sonntag wurden nun die Stoffbinden offiziell von den Bäumen entfernt. Treffpunkt für die HelferInnen im Gallus war der Golub-Lebedenko-Platz und für den Bereich der Innenstadt und des Mains das Historische Museum. Rund 35 HelferInnen hatten sich bereit erklärt, dabei zu sein.
Zunächst wurden alle Materialien verteilt und Details zum Abhängen besprochen. Schnüre und Drähte sollten direkt nach dem Abtrennen von den Binden entfernt werden, damit man sie anschließend gut in den Tragetaschen verstauen und später auch ohne großes Verheddern wieder entnehmen konnte. Auch ein grobes Reinigen des Stoffes vor Ort bot sich an, da viele Binden doch sehr verschmutzt waren. Das Abhängen ging im Vergleich zum Aufhängen entsprechend schneller.
Nach dem Entfernen der Binden trafen sich alle TeilnehmerInnen nochmal im Historischen Museum. Dort wurden dann alle Materialen sortiert: Drähte, Schnüre, Scheren, Tüten, Pläne, Flyer und auch das Herzstück der Installation: die Stoffbinden – rund 500 Stück. Da die Binden feucht waren, mussten diese zunächst austrocknen. Glücklicherweise haben sich einige HelferInnen gefunden, die bereit waren, eine Anzahl von 50 bis 150 Binden mit nach Hause zu nehmen, um sie dort zu trocknen. Vielen Dank dafür!
Am Abend wurde mir dann nochmal bewusst, dass es nun das letzte Treffen dieser Art im Rahmen der Gedenkaktionen war. Für mich bewegend, wie schnell die Installation plötzlich nicht mehr “mitten unter uns” war. Es bleibt eine Lücke, die ich etwas wehmütig betrachte, besonders wenn ich nun auf die lange Platanenalle am Main blicke. Trotz vieler Zerstörungen der Installation und der Tatsache, dass viele Binden im Laufe der sieben Monate verschwunden sind, blicke ich auf eine Gedenkaktion zurück, die mich glücklich macht. Glücklich deshalb, weil so viele Menschen mit mir für jeden der 1600 Männer des KZ-Adlerwerke eine Binde zum Gedenken an einem Baum angebracht haben. Und auch, weil die Existenz dieses Lagers nun mehr ins Bewusstsein vieler gerückt ist. Danke an alle Menschen, die MITTEN UNTER UNS wahrgenommen, angenommen und unterstützt haben, und es vielleicht auch weiter geben werden.